Samstag, 22. Juli 2006

Globale Erwärmung?

Gestern Abend hab ich die Tonight Show mit Jay Leno angeschaut (das ist so eine Art Harald-Schmidt-Schow). Zu Gast war Al Gore, der ehemalige Vizepräsident der USA unter Clinton. Der hat seinen Film Die Unbequeme Wahrheit (ab Oktober auch in deutschen Kinos) angepriesen. Es handelt sich dabei um eine Dokumentation und besteht wohl größtenteils aus den Vorträgen über die Globale Erwärmung, die er überall in den USA hält.

Um es vorweg zu nehmen: Ich hätte schreien können, das ganze war wieder ein Paradebeispiel wie die Amis so drauf sind.

Doch zuerst zur Erinnerung: George W. Bush hat vor nicht allzulanger Zeit bestritten, es gäbe so etwas wie globale Erwärmung. Und die USA sind nie dem Kyoto-Protokoll beigetreten, dessen Ziel es letztendlich war, die globale Erwärmung aufzuhalten. Also Ignoranz auf der ganzen Linie.

Gestern Abend nun ließ Al Gore dieses Gesülze von "wir müssen die Welt für unsere Kinder erhalten" und "wir müssen auf die Wissenschaftler hören" ab. Auf einmal. Aber OK, man könnte sagen: "He, lieber spät als nie".

Dummerweise tauchte dann aber Amerikas Führerschaftsanspruch über die Welt auf. Al Gore meinte (sinngemäß): "Wir haben das Problem mit dem Ozonloch erkannt und unter unserer Führung haben wir FCKW den Kampf angesagt, mit Erfolg - und wir können das gleiche auch mit der Globalen Erwärmung schaffen".

Hallo? Der Rest der Welt weiß seit wenigstens 10 Jahren, dass wir was tun müssen gegen die von uns verursachte Globale Erwärmung und dass diese auch verantwortlich ist für Unwetter, Dürren und sonstige Wetterkapriolen der letzten Jahre. Und jetzt haben die USA in den letzten zwei Jahren plötzlich gemerkt, dass auch sie von Wetterkatastrophen nicht verschont bleiben und dass man was tun sollte.

Ach ja, apropos, über Lösungen hat Al Gore kein Wort verloren (vielleicht tut er das im Film?), Kyoto wurde ebenfalls mit keinem Wort erwähnt (auch wenn Kyoto meiner Meinung nach zu wenig ist, so ist es zumindest mal ein Anfang). Es scheint die übliche Effekthascherei zu sein: Man präsentiert dem amerikanischen Publikum ein paar Horrorbilder und -visionen, sie erschrecken sich fürchterlich. Nur morgen ist das wieder vergessen und es geht weiter wie bisher.

Ich hab gehört, dass die USA doppelt so viel Energie pro Kopf verbrauchen als ein Europäer. Die "Müllproduktion" dürfte wohl ähnlich sein. Das kann einfach nicht sein. Solange die Amis so sorglos mit Ressourcen umgehen (siehe meinen Eintrag Verschwendung), stehen wir auf verlorenen posten.
Hier müssen alle an einem Strang ziehen mit klarem Fokus auf die Umwelt und nicht auf die Wirtschaft. Und man darf nicht vergessen: Zuerst vor der eigenen Haustür kehren und dann auf die anderen schauen, das gilt auch und besonders für uns, ausruhen auf dem Erreichten können wir uns nicht.

P.S. Bin ich wirklich mittlerweile so "Grün" oder ist das nur der Kontrast zu den Amis, den ich gerade erleben?